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Nation: | Deutschland |
von Manfred Behn
Als 1963 Brigitte Reimanns Erzählung „Die Geschwister“ auch in der Bundesrepublik zur Kenntnis genommen wurde, bescheinigte ihr die Kritik talentierte Mittelmäßigkeit, eine Wertung, die die selbstkritische Autorin zum damaligen Zeitpunkt für sich akzeptierte: „Ich bin ja nicht so dumm, nicht so eitel, daß ich mich durch unsere liebenswürdigen Rezensenten, durch Auflagenziffern und dergleichen trösten ließe“. (Briefwechsel Reimann / Auer). In der DDR nämlich war Brigitte Reimann zuvor schon zweimal mit dem Literaturpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes ausgezeichnet worden, und zwar 1961 für ihre Hörspiele „Sieben Scheffel Salz“ und „Ein Mann steht vor der Tür“ und 1962 für ihre Erzählung „Ankunft im Alltag“. Der für den Bitterfelder Weg wichtigste Literaturpreis wurde einer Autorin zuerkannt, die sich der Bitterfelder Kampagne sogleich angeschlossen hatte und in das Kombinat Hoyerswerda übergesiedelt war.
Debütiert hatte sie als 23jährige mit der Erzählung „Die Frau am Pranger“, einer moralisierenden Geschichte von der tragischen Liebe einer Deutschen zu einem russischen Kriegsgefangenen. Es folgten die Erzählungen „Die Kinder von Hellas“ und „Das Geständnis“, die vom griechischen Widerstandskampf am Ende des Zweiten Weltkriegs und den schuldhaften Verstrickungen eines DDR-Bürgers berichteten, der durch ein Geständnis ...