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Nation: | Republik Korea |
von Linda Koiran
Stand: 15.09.2023
Anna Kims deutsche Wörter haben eine Kindheit im Gegensatz zu denen anderer deutschsprachiger Autorinnen und Autoren asiatischer Herkunft der ersten Generation (Galsan Tschinag, Yoko Tawada, Luo Lingyuan). Erlernten und perfektionierten sie als Erwachsene ihr Deutsch in Deutschland, wuchs Kim zweisprachig in Österreich auf (vergleichbar mit Que Du Luu in der Bundesrepublik). Deutsch ist, neben Koreanisch, ihre angelernte Herkunftssprache.
Innerhalb der österreichischen Gegenwartsliteratur lassen sich Kims Texte weder der Aufarbeitung des faschistischen Bodensatzes in der Gesellschaft, der Patriarchats- und Kapitalismuskritik oder dem interkulturellen Familienroman zuordnen noch in die Diskriminierungs- und Exklusionsthematik der plurikulturellen Minderheitenliteratur integrieren. Beeinflusst von den Sprachexperimenten der Wiener Gruppe, insbesondere von denen Friederike Mayröckers, zeigt sich bereits in Kims frühen Texten die Verknüpfung ihrer ungewöhnlichen poetischen Sprache mit ihrer Migrationsbiografie. Neue Wahrnehmungen eröffnen sich, wenn wie im Gedicht „exile“ (2002) das Fremde der Sprache für das weibliche Ich wie ein sich in den Mund einfressendes „mundtuch“ (12) ist; wenn, wie im Prosatext „Verborgte Sprache“ (2004), von der Enteignung der eigenen Sprache und Stimme durch die Eltern die Rede ist; oder wenn, wie in ...