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Nation: | Deutschland |
von Ingrid Laurien
Angelika Mechtel wurde 1968, fünfundzwanzigjährig, mit dem Erzählungsband „Die feinen Totengräber“ bekannt. „In diesen Erzählungen triumphiert eine Realität“, so pries ihn der Verlag an, „deren spröde Stofflichkeit sich allen wohlfeilen Ästhetisierungen widersetzt. Das macht ihren unnachahmlichen Reiz aus, ist die bewußte Intention Angelika Mechtels. Ihre Erzählkunst lebt vom Verknappen, dem kurzen Andeuten von Vorgängen und Ereignissen. So kommt es, daß zeitlich und räumlich Auseinanderliegendes nebeneinander, beinahe gleichzeitig gesehen werden kann. Diese Gleichzeitigkeit sich widersprechender Handlungsbereiche ist die unausgesprochene Kritik an der dargestellten Wirklichkeit. Da gibt es kein demonstratives Belehren: die erzählten Geschehnisse prallen kontrastierend gegeneinander.“ In „Die feinen Totengräber“ wird dem Leser viel zur eigenen Erkenntnisarbeit überlassen: Es gibt keine linear erzählten Handlungsstränge, sondern einzelne, lakonisch formulierte Sätze sind assoziativ arrangiert, oft in Sprüngen von Zeitstruktur und Erzählperspektive. Die weißen Stellen, die zwischen den Sätzen bleiben, muss sich der Leser selbst erschließen. Mosaikartig formt sich bei der Lektüre ein Bild des Geschehens. Es gibt keine interpretierenden, kommentierenden Sätze.
Alltägliche Realität geht unmerklich über ins Makaber-Surreale, in dem sich unterschwellige Brutalität, soziale und erotische Abhängigkeiten offenbaren.