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Nation: | Deutschland |
von Filippo Smerilli
Stand: 15.02.2019
Gleich die erste Buchveröffentlichung von Angelika Klüssendorf, „Sehnsüchte. Eine Erzählung“ (1990), wurde in den großen Feuilletons besprochen und hoch gelobt. Das erste und das letzte Kapitel mit der identischen Überschrift „Der Erzähler“ bilden den Rahmen für die fünf übrigen Kapitel, in denen jeweils aus der Perspektive einer anderen Figur teilweise identische Ereignisse auf inhaltlich und formal ganz unterschiedliche Weisen dargestellt werden. Die meisten Episoden sind durch die Figur Artur und deren Begegnung mit der Imbissbesitzerin Else miteinander verbunden. Die beiden lernen sich kennen und Else verliebt sich in Artur, weil er in ihren Augen etwas Besonderes ist. Er will eigentlich gleich wieder gehen, bleibt aber doch „mehrere Jahre“ bei ihr. Sie entfremden sich und er verlässt sie.
Anders als eine solche kurze Zusammenfassung nahelegt, handelt es sich bei „Sehnsüchte“ nicht um eine konventionell erzählte Liebesgeschichte. Vielmehr stellt Klüssendorfs Erstling eine durch die verschiedenen Figuren mehrfach perspektivierte und weder kohärent noch chronologisch erzählte Geschichte dar. In vielen Details bleibt unentscheidbar, was genau sich in welcher Reihenfolge ereignet. Das hängt damit zusammen, wie die Figuren den Zustand der Welt erleben. Denn schon der ...