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Nation: | Deutschland |
von Margarethe Herzog
Stand: 15.05.2018
1994 debütiert die bis dahin als Malerin, Illustratorin und Übersetzerin tätige Alissa Walser als Autorin mit „Dies ist nicht meine ganze Geschichte“, einer Sammlung kurzer Prosatexte. In zehn Erzählsequenzen ist das Geschichtenerzählen ein Sujet: „Um etwas über mich zu sagen, muß ich immer eine Geschichte erzählen.“ „Da es eine wahre und schreckliche Geschichte ist, die ich erzählen werde, will ich einen Zuhörer, der über wahre und zugleich schreckliche Geschichten lacht. Einen Vertreter am besten.“
Das Geschichtenerzählen ist aber auch Strukturprinzip: Es gibt Rahmengeschichten, sheherazade-artig konstruierte Geschichten in Geschichten, mit verschiedenen Adressaten oder mit namentlich aufeinander verweisenden Charakteren. Das Personal sind etwa ein Liebhaber namens Ercan, ein Freund Georg, ein begehrter Soldat, die Promoterin Bella und verschiedene Väter. Zu ihnen setzt sich eine etwa 30-jährige Icherzählerin in Beziehung.
Das andere Sujet, um das sich alles dreht, ist Sex bzw. der Liebesakt, ein Ausprobieren und Austarieren von Sexobjekt- oder Sexsubjekt-Sein, sind Körper und Beziehungen mit Erotik oder Liebe in leisen Anklängen. In meist zufälligen Männerbekanntschaften, Telefonkontakten und Anzeigen, auch durch die Brille von Missbrauch und Inzest auf den Vater blickend oder in der ...