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Nation: | Schweiz |
von Kathrin Klohs
Stand: 15.05.2018
„Könnten wir doch, und wäre es nur für ein paar Stunden, Figuren eines Romans sein, wir verlören alle Erdenschwere, wir würden schweben und fänden überall Zuflucht (…). Hier der Krocketbogen eines rettenden N, dort die schützende Hand eines großen M, die sichere Höhle eines Ös, die Rutsche eines Kommas und die luftigen Höhen eines vorauseilenden I-Tüpfelchens, auf dem wir gleich Münchhausen auf seiner Kanonenkugel zu neuen Kontinenten fliegen könnten, wo uns weder Fragezeichen bedrohen noch Punkte in die Schranken weisen noch Ausrufezeichen zur Ordnung rufen.“ („Urmein“, S.362) Die Sehnsucht ist ein zentrales Motiv in Alain Claude Sulzers Schreiben: nach dem Schönen und nach der Kunst, nach dem Geliebten und nach der gemeinsamen Zeit, nach der selbstverständlichen Gewissheit der Welt angesichts der einen, das Leben prägenden Begegnung. In seinen Prosatexten schildert Sulzer dabei die mondäne Welt alpiner Grandhotels ebenso wie alltägliche Momente in der deutschsprachigen Schweiz der 1960er Jahre oder unerhörte Begebenheiten im nächtlichen Berlin der Gegenwart. Von ihnen erzählt er in ansprechenden ausgedehnten Satzgefügen, mitunter auch in direkter Leseranrede, das Artifizielle des Erzählten direkt offenlegend („Der Saal der ...