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Nation: | Polen |
von Elsbeth Wolffheim
“Unter allen Sinnen sind die Augen die klügsten“. Dieser Satz aus Zbigniew Herberts Drama “Die Höhle des Philosophen“ gilt vor allem für den Autor selbst. Zbigniew Herbert war ein Augenmensch, der alles, was er sah, nicht nur sinnlich aufnahm, sondern mit seinen Reflexionen durchdrang. Man könnte, was seine Lyrik betrifft, von dem denkenden Auge des Dichters sprechen. Mitbedacht, wenngleich nicht immer ausgesprochen, wird in diesen Gedichten auch, was die Zeitgenossen des 20.Jahrhunderts an Mord und Brutalität mitangesehen, erlebt haben. Als Angehöriger des von den Nazitruppen gefolterten polnischen Volkes war Zbigniew Herbert Augenzeuge mörderischer Untaten geworden. Diese zeitgeschichtlichen Erfahrungen werden in seinen Gedichten nicht als unmittelbar faktische Beschreibung manifest, sondern gefiltert durch das Bewusstsein dessen, der die nie ganz zu beschwichtigenden Schuldgefühle des Überlebenden sensibilisiert hat. So mahnt der Autor in seinem Gedicht “Warschauer Friedhof“, die Toten nicht zu vergessen, “die bitten / um eine schaufel lockerer erde / ein winziges zeichen von oben“. Dieses Gedicht findet sich im ersten, unmittelbar nach dem ‘Polnischen Oktober‘ herausgegebenen Band “Struna światła“ (Lichtsaite, 1956). In diesem Band, aber auch in allen folgenden, ist auffällig, ...