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Nation: | Volksrepublik China |
von Weiping Huang
Stand: 01.06.2002
Als Wang Xiaoni begann, Gedichte zu schreiben, befand sich China in einer Zeit des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs. Die Politik Deng Xiaopings zeigte erste Wirkungen: Nach Jahrzehnten gezielter Volksverdummung gewann die Bildung wieder an Bedeutung. Aus den großen Schrecken der Kulturrevolution erwacht und in einer politisch leicht liberalisierten Atmosphäre genossen die Chinesen das Gefühl der Freiheit. Ausländische Produkte strömten nach China und erweckten die Begierde der Menschen nach mehr Alltagskomfort, was sie vor wenigen Jahren dem Verdacht politischer Unzuverlässigkeit ausgesetzt hätte.
Auch die Literaturszene erlebte ein Frühlingserwachen. Eine Gruppe junger Dichter trat mit provokativen Texten an die Öffentlichkeit. Mit Bei Daos bekannter Verszeile “Ich glaube nicht!” und Gu Chengs nach Wahrheit suchenden, “schwarzen Augen” verkündete man den Beginn einer neuen Zeit in der Literatur. Für die jungen Dichter waren die Findung des Subjekts, die Wertschätzung des Individuums und das Streben nach Freiheit und Demokratie die Hauptthemen ihrer literarischen Betrachtungen. Diese neue Strömung in der chinesischen Gegenwartsdichtkunst bezeichnete man später als Menglong shipai (Obskure Lyrik), da sie in ihrer Ausdrucksform sehr verhalten und in ihrer bildlichen Sprache absichtlich unscharf war. Zu dieser ...