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Nation: | Finnland |
von Yrjö Varpio
Stand: 01.11.1993
Ein Schriftsteller vom Typ Väinö Linnas, der als Autodidakt zu einem der wichtigsten Autoren in der Literatur seines Landes aufsteigt, war Anfang des 20.Jahrhunderts in den nordischen Ländern eine durchaus übliche Erscheinung. In Finnland kam vor allem in den zwanziger Jahren, nach dem Bürgerkrieg von 1918, dem autodidaktischen sogenannten Arbeiterschriftsteller eine bedeutende Rolle zu. Er wurde Träger des gesellschaftlichen Informationsaustausches, nachdem der Bürgerkrieg die Kommunikation zwischen den Gesellschaftsklassen mehr denn je erschwert hatte. Merkmal der Arbeiterschriftsteller war eine umfangreiche Belesenheit, die sie durch eigene Studien erworben hatten, ihre Werke waren geprägt von ethischen Ideen und einem betonten Individualismus, und sie fanden starkes Echo im Mittelstand und in der Bildungsschicht. Linna, aufgrund seiner sozialen Herkunft, seines Werdegangs und seiner Thematik ein Arbeiterschriftsteller, war in Finnland der letzte bedeutende Vertreter dieser Richtung, die in der heutigen Gesellschaft der nivellierten Klassenunterschiede, der umfassenden Information und allgemeinen Bildungsemanzipation nicht mehr denkbar ist.
In Linnas schriftstellerischer Entwicklung gibt es zwei völlig verschiedene Phasen. Die erste Nachkriegszeit, in der sein Frühwerk entstand, ließe sich – nach dem großen Vorbild, mit dem er sich damals ...