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Nation: | Russland |
von Klaus-Peter Walter
Stand: 01.08.1997
Am 31. 12. 1991 hörte die Sowjetunion auf zu bestehen. Nun mussten sich die russischen Autoren auf dem freien Markt behaupten lernen, und zwar auch gegen eine schier übermächtige Flut von Werken aus dem Ausland, gegen Trivialliteratur, Krimis und Pornografie.
Mit einem Schlage waren selbst Großliteraten kaum mehr gefragt. Der rehabilitierte Aleksandr Solženicyn beispielsweise hatte sich durch ebenso reaktionäre wie impraktikable Vorschläge zur politischen Neugestaltung Russlands lächerlich gemacht. Jüngere, experimentierfreudigere Autorinnen und Autoren wie Larissa Vaneeva, Vladimir Sorokin, Ewgenij Popov oder Alexander Ivančenko hatten bereits unter Gorbačov begonnen, mit wollüstiger Zerstörungswut gegen die Traditionen der Sowjetliteratur anzuschreiben. Larissa Vaneeva etwa polemisierte in ihrer Novelle „Agar Agarytsch oder Aus dem Kubus (Kubisches Traktat über die Verminderung des Pro-Kopf-Verbrauches)“ (1990) gegen das eindimensionale marxistische Weltbild und setzte ihm in Gestalt des als Weltmodell fungierenden Würfels mit seinen sechs Außenflächen ein im buchstäblichen Wortsinne vielseitiges Weltbild entgegen.
Einer, der sein Renommee in die nachsowjetische Zeit hinüberretten konnte, ist Vladimir Makanin. Nach wie vor ist er ein genauer Chronist des Moskauer bytʼ, des Lebens und Treibens der Moskauer Intellektuellen. Trotz der gravierenden politischen ...