Geburtstag: | |
Nation: | Frankreich |
von Helmut Kronthaler
Stand: 15.05.2023
Im Jahr 2004 veröffentlicht der Pariser Verlag Flammarion die Anthologie „Des nouvelles du Prix de Flore“, eine Sammlung von Kurzgeschichten der ersten zehn mit dem Preis ausgezeichneten Literaten. Das Cover des Buches zeigt eine historische Aufnahme der Terrasse des Café de Flore am Boulevard Saint-Germain, wobei die Gesichter der an den Tischen sitzenden Gäste durch Fotografien der Köpfe der Laureaten überklebt worden sind. Als einzige Frau im illustren Kreis der preisgekrönten Runde sehen wir Virginie Despentes, gerahmt von dem Kollegen Philippe Jaenada und der Drag Queen Guillaume Dustan. Für ihren dritten Roman „Pauline und Claudine“ (1998) hat sie den erst vier Jahre zuvor von Frédéric Beigbeder und Carole Chrétiennot konzipierten Prix de Flore erhalten, der insbesondere jüngere, vielversprechende Talente auf dem französischsprachigen Buchmarkt fördern soll.
Eine Unbekannte im frankophonen Literatur- und Kulturbetrieb ist Virginie Despentes im Jahr der Verleihung des Preises freilich schon lange nicht mehr. Gilt ihr Erstling „Baise-moi – Fick mich“ (1993), dessen deutsche Übersetzung erst im Jahr 2000 und zunächst unter dem etwas irreführenden Titel „Wölfe fangen“ erscheint, doch als literarischer Skandal. Bereits 1992 verfasst, kursiert ...