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Nation: | Dänemark |
von Wolfgang Butt
Stand: 01.11.1985
Nicht erst seit seinem umstrittenen Werk über den Hamsun-Prozeß scheiden sich an Thorkild Hansen in seiner Heimat Dänemark die Geister. Abseits herrschender literarischer Trends liegt sein Werk im Grenzbereich zwischen Geschichtsschreibung und Fiktion und paßt den Literaturwissenschaftlern in keine ihrer gängigen Schablonen. Die Bezeichnung seiner Werke als Dokumentarromane ist von Ideologiekritikern zurückgewiesen worden. Sie werfen ihm Manipulation des Lesers, Heldenverehrung und Mythenbildung vor. Nicht zuletzt sein Erfolg beim Publikum macht die Kritiker skeptisch, und mancher greift zum abwertenden Begriff von einer – immerhin ,gehobenen‘ – Trivialliteratur. Dem stehen zahlreiche Zeugnisse eines ungeteilt positiven Lese-Echos gegenüber, die Hansens künstlerischen Rang betonen. So schrieb Siegfried Lenz nach der Lektüre des Hamsun-Buchs: „Ein Werk, das mich ergriffen hat wie lange keins.“ Zwischen den Extremen solcher Pro- oder Contra-Wertungen ist die Leistung Hansens nüchtern abzuwägen gegen den potentiellen Schaden, den seine Bücher, Ideologiekritikern zufolge, anzurichten in der Lage sind.
Schon als Student von Nietzsches Idee des amor fati gefesselt, fand Hansen im Leidensstolz und Niederlagenheroismus der französischen Existentialisten die Grundkategorien einer Lebensauffassung, der er in seinen Werken bis heute treu geblieben ist. ...