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Nation: | Polen |
von Judith Arlt
Stand: 01.04.1998
Tadeusz Konwicki war ein Phänomen in der polnischen Gegenwartsliteratur. Im Gebiet von Wilna aufgewachsen, siedelte er nach dem Zweiten Weltkrieg nach Polen über und schrieb seinen ersten Roman, eine Abrechnung mit den eigenen Partisanenerlebnissen im Krieg. Konwicki konnte diesen Text in den folgenden acht Jahren nicht veröffentlichen und wirkte in dieser Zeit als produktiver und engagierter literarischer Vertreter des sozialistischen Realismus. Obwohl ihm dieser politische und literarische Opportunismus während der Liberalisierung nach dem Oktober 1956 sehr übel genommen wurde, schrieb und veröffentlichte Konwicki seither unaufhörlich weiter – allen wechselnden zensurpolitischen Tagesordnungen zum Trotz und treu nur noch sich selbst: Die eigene Biographie liefert das im literarischen Werk mannigfaltig variierte Thema.
Die Rezeption dieses monothematischen Werkes ist schwierig, da die über zwanzig Romane im Lauf ihrer Entstehung und Veröffentlichung zu einem Gesamtkunstwerk zusammengewachsen sind, dessen literarische Qualität eng mit der persönlichen Situation des Autors und mit der historisch-politischen Problematik Polens und Litauens verknüpft ist. Konwicki schreibt in polnischer Sprache in der Tradition einer am Rande Europas existierenden ,kleinenʼ polnisch-litauischen Literatur, deren Konventionen einerseits von einem niederschmetternden Minderwertigkeitskomplex und ...