Geburtstag: | |
Nation: | Russland |
von Karla Hielscher
Stand: 15.09.2014
„Ein Ereignis, von einem Menschen erzählt, ist sein Schicksal – von vielen Menschen erzählt, ist es bereits Geschichte.“ Svetlana Aleksievič hat mit ihrer literarischen Arbeit Geschichte geschrieben, die Geschichte der Sowjetunion vom Zweiten Weltkrieg bis ins zweite Jahrzehnt des nachkommunistischen Russland. Aber es ist nicht die Geschichte der Fakten und der Ereignisse, sondern die Geschichte der Menschen und ihrer Gefühle, die Geschichte eines qualvollen, schmerzlichen Wandlungsprozesses im Denken und Empfinden von Menschen einer ganzen Epoche. Svetlana Aleksievičs Bücher haben sich im Laufe ihres literarischen Schaffens zu einem großen Zyklus über den homo soveticus, den „roten Menschen“ – wie es wörtlich übersetzt heißt – zusammengefügt, in dem sie die Geschichte ihres Landes „mit den Augen der Menschenforscherin, nicht denen eines Historikers“ dargestellt hat.
Es war der Einfluss des weißrussischen Schriftstellerfreundes Ales Adamovič (1927–1994), der mit seiner Kriegsprosa dazu beitrug, dass die junge Autorin ihre eigene literarische Gattung fand. Sie hatte Adamovič 1974 während ihrer Arbeit als leitende Redakteurin bei der Zeitschrift „Neman“ kennen gelernt. Damals war gerade sein Buch „Ich komme aus einem brennenden Dorf“ (gemeinsam mit Janka Bryl und Uladzimir Kalesnik...