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Nation: | Indien |
von Sissy Helff
Shashi Deshpande zählt zu den prominentesten indischen Gegenwartsautorinnen, die Englisch als Literatursprache gewählt haben. Zahlreiche Auszeichnungen und Übersetzungen, die wissenschaftliche Rezeption sowie die Verfilmung ihres Romans “Das Dunkel birgt keine Schrecken” (1980) durch den Regisseur Prema Karanth (“Bandh Jharoke”, Geschlossene Fenster, 2000) dokumentieren die Bedeutung ihres Erzählwerks.
Deshpandes Erzählungen bestechen durch ihre einfache und klare Erzählweise. Ihre kurzen Romane konzentrieren sich meist auf wenige Figuren, deren alltägliche Probleme und Krisen den Handlungsverlauf bestimmen, ohne dabei Indien als exotischen Ort vorzuführen. Aus diesem Grund wird Deshpandes Literatur auch in ihrer Heimat als besonders ‘indiennah’ rezipiert. Ihr luzider, eindringlicher Erzählstil verzichtet auf übermäßige Sprachspielereien sowie auf metafiktionale oder postmoderne Elemente. Ihre Texte zeichnen sich vielmehr durch die Gestaltung von glaubwürdigen, sehr menschlichen Figuren aus, deren Schicksale oft in Retrospektive, aber weitgehend linear erzählt werden.
Die Autorin wurde vor allem bekannt durch ihre literarischen Schilderungen von Frauen der indischen Mittelklasse. So ringen ihre Protagonistinnen im Alltag mit den allgegenwärtigen starren indischen Rollenbildern, vor allem den Stereotypen der Mutter und der Ehefrau. Ihre Frauenfiguren widersetzen sich den traditionellen Normen und Werten und repräsentieren dadurch neue Lebensentwürfe jenseits von ...