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Nation: | Türkei |
von Monika Carbe
Sait Faik ist ein Erzähler des “Als ob” und des “Was wäre, wenn …”; was er als wirklich beschreibt, konfrontiert er immer wieder mit anderen Vorstellungen von Realität. Wenn er auf reale Situationen eingeht, löst er sie oft wieder auf, beleuchtet sie aus verschiedenen Perspektiven, läßt unterschiedliche Personen ein und dasselbe Ereignis jeweils ganz anders wahrnehmen oder wägt als Erzählender verschiedene Varianten des Möglichen ab. Dadurch entsteht das eigentümliche Flimmern seiner Erzählungen, und der ständige Perspektivenwechsel bewirkt, daß kaum ein Vorfall, kaum eine Person direkt greifbar wird. Die Konturen verschwimmen, und der Leser steht bisweilen unter dem Eindruck, als betrachte er die Sommerlandschaft eines impressionistischen Malers mit ihren Punkten, Strichen und Farbtupfern.
Oft geht das wache, klare Beobachten des Autors in Träumen über, in das Erträumen eines anderen Zustands. An die Stelle des genauen Schilderns treten Phantasien, Luftschlösser, fast schon Halluzinationen. Die Übergänge sind fließend, und Sait Faik stellt seinem Wirklichkeitssinn nicht nur den Möglichkeitssinn gegenüber, sondern wagt sich oft auch auf das Gebiet des Irrealen; vor allem in seinen letzten Lebensjahren schrieb er Geschichten, die sich, jenseits von Zeit ...