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Nation: | Syrien |
von Friederike Pannewick
Saʾdallāh Wannūs gehört zu der Generation arabischer Intellektueller und Künstler, die in ihrem politischen und künstlerischen Selbstverständnis durch den Palästinakonflikt geprägt wurden. Mit der israelischen Staatsgründung 1948 und mit der arabischen Niederlage im Sechstagekrieg von 1967 fand dieser tragische Konflikt seine dramatischen Höhepunkte. Kurz vor seinem Tod zog Wannūs eine bittere Bilanz, aus der die enge Verflechtung von Politik und individuellem Leben dieser Generation deutlich wird: “Ich schreite auf einem gewundenen Weg, an der Grenze zwischen Leben und Tod. Ich glaube, Israel hat mir, im wahrsten Sinne des Wortes, die schönsten Jahre meines Lebens gestohlen. Israel hat dem Fünfzigjährigem – denn so alt bin ich inzwischen – die Lebensfreude geraubt. Es hat viele Möglichkeiten in ihm zerstört.” (Fernsehinterview mit dem syrischen Regisseur Omar Amiralay, 1997)
Diese persönliche Betroffenheit des Künstlers durch die aktuellen politischen Verhältnisse ist ein Kennzeichen der sogenannten “engagierten Literatur” (adab multazim), zu der in den siebziger Jahren die Mehrheit der arabischen Literaten zählte. Es bestand ein starkes Solidaritätsgefühl mit den Palästinensern vor allem seitens der arabischen Linken. Angesichts der bedrückenden Lage in den arabischen Ländern schien ...