Geburtstag: | |
Nation: | China, Republik (Taiwan) |
von Stefanie Elies
“In den vergangenen Jahren habe ich erst begriffen, daß Chinesen eigentlich sowohl tragisch als auch heroisch sind. Man muß sie sympathisch finden und bewundern, denn selbst der einfachste unter ihnen verkörpert die Kristallisation mehrerer tausend Jahre Geschichte und Kultur. Er besitzt eine Würde, die von keinem totalitären politischen System verändert werden kann.” Als Chen Ruoxi diese Sätze schrieb, lag eine Erfahrung hinter ihr, die sie mit über einer Milliarde Chinesen teilte: Sie hatte sieben Jahre der “Großen Proletarischen Kulturrevolution” in der Volksrepublik China miterlebt. Die gebürtige Taiwanesin war nach ihrer freiwilligen Übersiedlung in die Volksrepublik Zeugin der radikalsten Erziehungskampagne in Mao Zedongs China geworden. Der Versuch, die chinesische Gesellschaft gänzlich umzugestalten, hatte bürgerkriegsähnliche Zustände bewirkt, die das chinesische Volk für zehn Jahre in Verwirrung stürzten. Als erste chinesische Schriftstellerin hatte Chen Ruoxi den Mut, gegen die linke Begeisterung im Westen und in China die negativen Seiten der Kulturrevolution zu beschreiben.
Chen Ruoxis literarisches Werk spiegelt ihren Lebensweg und die verschiedenen Welten, in denen sie gelebt hat. Betrachtet man ihren äußeren Werdegang, könnte man sie für wurzellos halten, doch zeugen nicht nur ihre ...