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Nation: | Indien |
von Dieter Riemenschneider
R.K. Narayan hat mit Mulk Raj Anand und Raja Rao, den anderen Begründern des modernen englischsprachigen Romans Indiens, einige signifikante Gemeinsamkeiten. Alle drei wurden Anfang des 20. Jahrhunderts geboren und begannen ihre schriftstellerische Karriere in den 1930er Jahren. Mit ihren ersten Veröffentlichungen stellten sie literarische Verarbeitungen der indischen Wirklichkeit vor, denen sie in aller Regel thematisch, sprachlich und formal bis in ihr Alterswerk treu blieben. Vor allem Narayan und Anand erfreuten sich darüber hinaus ungebrochener Schaffenskraft – die jüngsten Werke erschienen in ihren letzten Lebensjahren.
Diese äußerlichen Gemeinsamkeiten können jedoch nicht verdecken, dass sich ihre thematischen Schwerpunkte, ihre Schreibweisen und ihre Visionen von Indien grundsätzlich unterscheiden. Neben dem sozialkritisch engagierten, von westlichem Denken nicht unbeeinflusst gebliebenen Anand und dem der philosophischen Tradition der Advaita-Vedanta verpflichteten Rao wendet sich Narayan als ein von populären hinduistischen Vorstellungen geprägter Autor an ein breiteres Publikum. Ein wichtiger Grund für die unterschiedliche Weltsicht der drei Schriftsteller liegt in ihren Biografien. Während Mulk Raj Anand und Raja Rao über eine in Europa erworbene akademische Ausbildung verfügten, beschränkten sich Narayans Universitätserfahrungen auf ein Collegestudium ...