Von Fernanda Brummel
VorgeschichteEntstehung und Entwicklung der portugiesischsprachigen Literatur Afrikas müssen im Rahmen eines jahrhundertelangen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Prozesses betrachtet werden, der in den fünf ehemaligen portugiesischen Kolonien (Kap Verde, Guinea-Bissau, Sao Tomé e Príncipe, Angola und Mozambik) unterschiedlich verlaufen ist. Die Unterschiede ergaben sich zum einen aus der Art der Kolonisierung und Ausbeutung dieser Territorien durch Portugal, zum anderen aus der sozioökonomischen, politischen und kulturellen Realität, auf die der portugiesische Kolonialismus traf.
Die beiden Inselgruppen Kap Verde und Sao Tomé e Príncipe wiesen anfangs einige Gemeinsamkeiten auf. Beide waren unbewohnt und wurden von weißen Kolonisatoren aus Portugal und schwarzen Sklaven besiedelt, die vom afrikanischen Festland herangeschafft wurden. Gemeinsam war beiden Territorien die schnelle und tiefgreifende ethnische und kulturelle Vermischung, die zu einer im damaligen portugiesischen Reich einzigartigen Entwicklung führte. So hatte sich bereits im 17.Jahrhundert eine neue Rasse, die Kreolen, mit einer eigenständigen Kultur herausgebildet, und eine neue Gesellschaft, geprägt durch den Aufstieg einer Bourgeoisie aus Mulatten, den “filhos-da-terra” (Söhne des Landes). Obgleich eingebunden in die Kolonialpolitik, verfügte diese Bourgeoisie über einen großen Teil des Landbesitzes, beherrschte Verwaltung und Kirche und gab offen ihrer Ablehnung gegenüber Neuankömmlingen aus Portugal ...