Geburtstag: | |
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Nation: | Frankreich |
von Silke Schilling
Das übliche Bild eines Schriftstellers trifft wohl kaum auf jemanden weniger zu als auf Pierre Klossowski. Nicht nur, dass er in den unterschiedlichsten Medien arbeitete – er verfasste philosophische Essays, übersetzte, zeichnete, war Filmdarsteller und schrieb –, sondern er selbst begriff sich außerhalb gesellschaftlicher Entwicklungen, die zum Thema von Literatur erhoben werden. Sein Metier war das von der Gesellschaft Ausgegrenzte, Verleugnete, er selbst ein Magier des Abgründigen, das die ‘dunkle Seite’ der aufgeklärten gesellschaftlichen Normalität ausmacht. Hier wäre Klossowski einzureihen in die illustre Tradition französischer Literaten und Philosophen, die seit der Wende zum 20. Jahrhundert sich den gesellschaftlichen Tabus zuwandten und so eine profunde Kritik bourgeoiser Normen in Gang setzten: Gide, Breton, Bataille, Sartre und Foucault. Mit diesen Schriftstellern war Klossowski befreundet und bezog starke Impulse von ihnen. Kämpfte er zunächst gegen die beiden den französischen Intellektualismus prägenden Tabus der Sexualität und des Katholizismus, wandte er sich bald der Sprache und ihrer Funktion zu. Als Sprachphilosoph entwarf er das Simulacrum-Modell, wonach nicht nur die Realität, sondern auch die sie erfassende Sprache ein ‘Trugbild’ sei, immer etwas anderes ...