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Nation: | Ungarn |
von Miklós Györffy
Stand: 01.10.2011
Péter Esterházy gehört zu jener stilschaffenden Generation der zeitgenössischen ungarischen Prosa, die eine radikale Wende in der herkömmlichen Literaturauffassung herbeiführte und gewöhnlich als postmoderne Generation bezeichnet wird. In atemberaubend kurzer Zeit wurde er zu ihrer bestimmenden, ja sogar zu ihrer kultischen Figur, und seine dicht aufeinander folgenden Bücher waren stets besondere, zugleich aber auch umstrittene Ereignisse im literarischen Leben Ungarns. Bis Anfang der siebziger Jahre herrschte in der ungarischen Literatur eine Art Realismus vor, dem, von der politisch-ideologisch gesteuerten Parteikritik gefördert und kontrolliert, eine direkte mimetische Darstellung der Wirklichkeit vorschwebte. Sowohl der apologetische „sozialistische Realismus“ als auch die verkappt oder offen kritische Literatur waren realitätsbezogen. Die Prosawerke verwendeten die altbewährten Formen des Erzählens, die Illusion der Wirklichkeitsnachahmung, die Identität der erzählenden Person, die Linearität und Kontinuität der Erzählzeit. Das alles hatte seinen Grund auch in der ungarischen Tradition, in der die Literatur seit jeher eine öffentliche Rolle, zeitweise sogar eine direkte politische Funktion besaß.
Esterházy und seine Gefährten deuteten die Funktion der Literatur um. Sie entdeckten in ihr eine textuelle Welt, in der schon alles vorgeformt zu finden ...