Geburtstag: | |
Nation: | Großbritannien |
von Sebastian Domsch
Stand: 01.06.2011
Bei Patricia Duncker ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Ihre Romane und Erzählungen beschäftigen sich auf mehreren Ebenen mit Identität und Differenz, die stets als ambivalent erfahren wird, mit Abgrenzungen und deren Überschreitung. Viele ihrer Charaktere sind auf der Suche nach ihrer Geschlechtsidentität in einer Welt, die von Heteronormativität geprägt ist. Im Spiel von hetero- und homosexuellem Begehren versuchen sie, geschlechtliche Zuschreibungen zu überwinden. Das gilt besonders für die historische Figur des Transvestiten und Kolonialarztes James Miranda Barry, trifft aber auch auf die meisten anderen ihrer Protagonisten zu.
Auf der formalen Ebene setzt sich das Spiel mit Identitäten und Grenzüberschreitungen fort in einer intensiven, aber stets unkonventionellen Aneignung und Vermischung verschiedener Genres, etwa des englischen romantischen Schauerromans, der Biografie oder des modernen Thrillers. Darüber hinaus lädt Duncker ihr Schreiben durch zahlreiche Anspielungen auf literarische Werke, philosophische Diskurse oder mythologische Figuren mit zusätzlicher Bedeutung auf. Dies macht ihre Texte zu meist anspruchsvollen intellektuellen Such- und Verwirrspielen, ohne dass sich die emotionale Bedeutung des Erzählten in postmodernen Manierismen verliert.
Der wohl in diesem Sinne spielerischste Text Dunckers ist ihr ...