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Nation: | Italien |
von Sandro M. Moraldo und Evamaria Zettl
Stand: 01.06.2010
Ein großer Meister sei er, der die Idee von Kultur als Politik wieder aufgegriffen habe, Literatur als Geschichte gesehen und das kulturelle und politische Bewusstsein des Volkes erforscht habe. So schrieb Paolo Volponi über Pier Paolo Pasolini. Was er bewundernd über den verstorbenen Freund und Kollegen schrieb, gilt jedoch ebenso für ihn selbst. Literatur und Zeitgeschichte waren für ihn untrennbar; viele Erscheinungen der italienischen Gesellschaft von der Zeit des Faschismus bis in die frühen 1990er Jahre spiegeln sich in seinem Werk. “Notwendig ist eine Begegnung mit der Wirklichkeit”, so 1989 in einem Interview (Lucente, 1992), “die den Problemen ins Auge sieht, mit denen die Menschen konfrontiert sind, sowohl kollektiv als auch individuell.”
Dieses Programm bezeichnet eine Weiterentwicklung des neorealismo. Während aber dort die Menschendarstellungen eher vom Milieutypischen und Kollektiven geprägt waren, haben die Leiden von Volponis ‘Helden’ soziale und individuelle Ursachen zugleich. Oft stehen sie jenseits gesellschaftlicher, psychischer und physischer Normalität. Sie betrachten die Gesellschaft durch die verzerrende Brille der Neurose, doch mit einem hellsichtigen, scharfen Blick aus der Distanz des Außenseiters. ...