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Nation: | Türkei |
von Celal Özcan
Orhan Veli Kanık ist mit seinen etwa 200 Gedichten neben Nazım Hikmet der bedeutendste Erneuerer der türkischen Lyrik. Seine dichterische Leistung muß im Kontext der Bestrebungen seiner Zeitgenossen gesehen werden, überkommene Lyriktraditionen zu überwinden: die schwülstige, mit Vergleichen und Metaphern überfrachtete Lyrik, die an die höfische Diwanpoesie anknüpfte, aber auch die Volkspoesie mit ihrer Vorliebe für das silbenzählende Versmaß, das die “Heceisten” (eine literarische Strömung zwischen 1914 und 1921, benannt nach dem Wort hece, “Silbe”) als “nationales Metrum” propagierten. Mit Orhan Velis Gedichten gelang der türkischen Literatur der Anschluß an die europäische Moderne. Vergleiche mit dem Surrealismus und dem Dadaismus sind zwar irreführend, doch setzt Orhan Veli – ähnlich wie die Vertreter jener europäischen Strömungen – der überhöhenden Vergeistigung und Stilisierung das Konkrete, die Sinnlichkeit eigener Erfahrung und das scheinbar Banale entgegen. Der Wunsch, durch Verstöße gegen schal gewordene sprachliche Konventionen neue Wirkungen zu erzielen – dies war Orhan Velis literarisches Programm.
Seine ersten Gedichte, die unter dem Einfluß der französischen Symbolisten entstanden, schrieb er allerdings formal noch im silbenzählenden Versmaß. Inhaltlich bringen diese frühen Gedichte ...