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Nation: | Griechenland |
von Alexandra Rassidakis
Die Dialektik von Regel und Überschreitung kennzeichnet das Schaffen von Nikos Kavadias'. Auf diese Spannung lässt sich zum großen Teil die Faszination von Kavadias' Dichtung zurückführen, die bis heute anhält, was die zahlreichen Auflagen seiner Werke und die häufigen Vertonungen seiner Gedichte bezeugen.
Aus dem Normen setzenden und sie zugleich hinterfragenden Charakter seiner Dichtung resultiert auch die Schwierigkeit der Kritik, Kavadias' Werk in den Kanon der griechischen Gegenwartsliteratur einzuordnen. In den Literaturgeschichten wird Kavadias kaum erwähnt. Den Grundton der meisten Publikationen zu seinem Werk gibt der “Mythos des Meeresdichters” an, der seit seiner ersten Veröffentlichung um ihn gesponnen wurde. Oft wird der exotische Charakter seiner Dichtung hervorgehoben, während die komplexe Problematik sowie die inhaltliche Entwicklung hinter der konstanten äußeren Form unberücksichtigt bleiben. Das Meer und das Schiff dienen in Kavadias' Dichtung als Rahmen, als eine besondere Umgebung, die Charaktere und Schicksale formt. Im Lauf der Zeit hielt Kavadias die metrischen Regeln konsequenter ein, doch diese formale Strenge ging mit einem höchst unkonventionellen Sprachgebrauch einher, man könnte von einem Idiolekt sprechen: Kavadias' Dichtung ist gekennzeichnet durch ein sprachliches Konglomerat aus ...