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Nation: | Russland |
von Efim Etkind
Das dichterische und menschliche Schicksal von Zabolockij ist für einen sowjetischen Lyriker typisch – weit typischer als das, was Achmatova, Cvetaeva, Pasternak oder Mandelstam, die vier großen Lyriker des Jahrhunderts, erleben mußten. Die Jugend dieser vier fiel in die Zeit vor der Oktoberrevolution: Achmatova und Mandelstam waren bereits 1911 berühmt, Cvetaeva hatte schon zwei Gedichtsammlungen publiziert, ebenso Pasternak, dessen lyrisches Meisterwerk “Marburg” 1915 erschienen war. Zabolockij hingegen erlebte die Revolution im Alter von 14 Jahren; seine literarische Tätigkeit begann Mitte der zwanziger Jahre, als er zusammen mit einigen Freunden die Vereinigung “Oberiu” schuf.
Die Anfänge von Zabolockij waren provokativ; die Einstellung auf das unbedingt Neue, auf eine unerhört neue Weltempfindung konnte damals, um 1926, niemanden erschrecken: Die Sowjetunion lebte noch von der Euphorie der Oktoberrevolution. Die zwanziger Jahre sahen eine Unmenge von literarischen Gruppen, die spontan entstehen und sich ebenso plötzlich auflösen konnten. Die “Oberiu” (Gruppe der realen Kunst) gelangte zu besonderer Bekanntheit, weil sie höchst begabte junge Dichter an sich zog (Harms, Vvedenskij, Zabolockij), aber auch weil sie zur letzten Vereinigung der russischen Avantgarde wurde: Nach dem Verbot der ...