Geburtstag: | |
Nation: | Italien |
von Bernhard Huss
Stand: 01.06.2012
Literarische Legendenbildung schreibt die Entstehung von Ammanitis Erstling „Branchie“ (Kiemen, 1994; in einer kleinen, heute bibliophil gehandelten Ausgabe bei Ediesse und seit 1997 bei Einaudi in der Reihe „Stile libero“ publiziert) dem Abbruch seines Biologiestudiums zu: Ammaniti soll demnach sein Interesse für Fischkunde statt in das kurz bevorstehende Examen lieber in die Abfassung des Romantextes investiert haben, der ihn erstmals in der Strömung der Pulp-Literatur verortet hat. Diese Strömung, inspiriert von Quentin Tarantinos Kinofilm „Pulp fiction“ (1994) und in Italien in Anlehnung an die signalhaft wirkende Anthologie „Gioventù cannibale“ (Kannibalische Jugend, hg. von Daniele Brolli, 1996) z.T. auch als literarischer ‚Kannibalismus‘ bezeichnet, spielt in postmoderner Manier mit herbeizitierten Versatzstücken von kulturellen Manifestationen unterschiedlicher Medialität. Dabei spielen diverse literarische Trivialschemata, Filmisches, TV-Material und Videoclips, ferner Handlungsstrukturen und Figurencharaktere aus PC- und Internet-Spielen eine bestimmende Rolle; Brutalität und Gewalt der Darstellungen scheinen oftmals ins Bizarre und Groteske übersteigert und ironisch verzerrt.