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Nation: | Chile |
von Nils Bernstein
Stand: 01.06.2011
Spätestens seit seinem literarischen Durchbruch mit „Poemas y antipoemas“ (Gedichte und Antigedichte; 1954) stilisierte sich Parra konsequent als Gegenpol zu chilenischen und lateinamerikanischen Literaturströmungen. Seine Selbsternennung zum Antipoeten fernab von lyrisch überhöhtem Pathos war zumindest bis zu der Veröffentlichung der „Artefactos“ (1973) stets mit Innovationen lyrischer Formen verbunden. Doch sind die literarischen Anfänge Parras noch in eher herkömmlicher bis epigonaler Weise Vorgängern der Moderne verbunden. Parras erste, 29 Gedichte enthaltene Buchveröffentlichung „Cancionero sin nombre“ (Liederbuch ohne Namen) ist in Hinblick auf Diktion, Humor, Personencharakterisierung und narrative Struktur kenntlich an Federico García Lorca orientiert. Trotz der offenbaren Parallelen wurde das Buch von der Kritik ausgesprochen positiv aufgenommen und mit dem renommierten Premio Municipal de Santiago ausgezeichnet. Bei einer Lesung in Chillán im Jahre 1939, bei der Parra das in der Anthologie „8 nuevos poetas chilenos“ (8 neue chilenische Poeten) enthaltene Gedicht „Canto a la escuela“ (Gesang auf die Schule) vortrug, war auch die spätere chilenische Nobelpreisträgerin (1945) Gabriela Mistral anwesend. Die Dichterin – und Pädagogin – war von dem Gedicht solchermaßen beeindruckt, dass sie Parra als den „künftigen ...