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Nation: | Südafrika |
von Ingo Käthner und Maria Kühn-Ludewig
Stand: 15.05.2018
„Der Schriftsteller kann als Schriftsteller nichts anderes tun, als unbeirrt die Wahrheit zu schreiben, wie er sie sieht.“ Dieses Postulat aus ihrem Redeessay „Die Freiheit des Schriftstellers“ von 1975 (in: „Leben im Interregnum“) lässt sich als Leitsatz dem Werk Nadine Gordimers voranstellen. Ihren erzählerischen Anspruch als Prosaschriftstellerin fand sie in einem Satz Tschechows formuliert, den sie sich 1984 an anderer Stelle zu eigen machte: „Eine Situation so wahrheitsgetreu beschreiben, dass der Leser sich ihr nicht entziehen kann.“ Die Wahrheit in Südafrika – das war bis 1990 noch der institutionalisierte, konstitutionell und gesetzlich verankerte Rassismus, der als dominantes Prinzip Wirklichkeit setzte, Wahrnehmung und Handlungsmotive bestimmte; die Wahrheit in Südafrika war, dass es keine private Beziehung zwischen Angehörigen verschiedener Rassen geben konnte, die frei gewesen wäre von den deformierenden Auswirkungen Generationen prägender rassistischer Realität. In der Normalität südafrikanischer Rassentrennung im Mittelstandsmilieu einer kleinstädtischen Bergwerkssiedlung ist Nadine Gordimer groß geworden, in einer Welt, in der jedem der Platz zukam, der ihm ‚zustand‘: Schwarze wurden in dieser Welt als zur Verfügung stehende Hilfskräfte und Hausangestellte angesehen. Der südafrikanische Rassismus, ...