Geburtstag: | |
Nation: | Brasilien |
von Karen Genschow
Stand: 01.06.2010
“Bericht eines gewissen Orients” lautet die wörtliche Übersetzung von Hatoums erstem Roman “Relato de um certo Oriente” (“Emilie oder Tod in Manaus” bzw. “Brief aus Manaus”, 1989), der in seinem Titel bereits die Themen andeutet, die im erzählerischen Werk des Autors einen wichtigen Platz einnehmen: die Welt der arabischen Einwanderer, für die der Orient Erinnerung, sehnsüchtige Projektionsfläche und gleichzeitig Sinnbild ihrer Fremdheit ist, sowie die Problematisierung des Erzählens bzw. Schreibens. Aufgewachsen in Manaus, kehrt Hatoum in seinen Texten immer wieder in die Region des Amazonas und in die allmählich sich verändernde und stetig wachsende Stadt zurück, die ihm aus seiner Kindheit vertraut ist. Die mythische Region des Amazonas tritt dabei eher in den Hintergrund, ist nicht exotischer, pittoresker Protagonist einer fremden oder gar magischen Handlung. Vielmehr komponiert Hatoum in seinen Romanen einen dichten Raum aus Erinnerung und Fiktion, in dem die exotische Natur Teil einer vielfältigen und heterogenen Welt ist und zu ihr gehört wie die Geschichten und Personen, die von einem verlorenen Paradies erzählen. Das Heterogene der fiktionalen Welt Hatoums wird verstärkt durch das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen – die arabische, brasilianische, ...