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Nation: | Tschechische Republik, Frankreich |
von Květoslav Chvatík
Stand: 01.11.1993
Der Weg des Schriftstellers Milan Kundera ist in mancher Hinsicht typisch für die Entwicklung der jungen tschechoslowakischen Intelligenz nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Pathos des antifaschistischen Widerstands wurde auf die Begeisterung für den Aufbau einer klassenlosen, sozial gerechten Gesellschaft übertragen. Aber der revolutionäre Fanatismus und die blinde Disziplin haben sich bald – besonders für die Künstler – als unerträglich erwiesen. Demokratische Tradition, kritische Vernunft, der Sinn für Humor und die Vorliebe für die moderne Kunst sprengen den schmalen Rahmen des Dogmatismus und der zur Selbstverleugnung zwingenden offiziellen Ideologie. Kunderas jugendliche Illusionen und seine Begeisterung für linke Ideen wichen zunehmend der Skepsis gegenüber allen ideologischen Zwängen. Seine literarische Entwicklung führte ihn von der Lyrik zur Prosa, von jugendlicher Poesie über das Drama zu einem Roman-Zyklus von männlicher Reife.
Was Milan Kundera von den meisten seiner Zeitgenossen unterscheidet, lässt sich in drei Punkten zusammenfassen: Erstens war es die Konsequenz, mit der er die Dinge zu Ende zu denken versuchte, seine intellektuelle Schärfe und Schonungslosigkeit – auch gegen sich selbst. Er hat das in einem frühen Gedicht ...