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Nation: | Kanada |
von Annick Hillger und Anne Haeming
Stand: 15.06.2020
Michael Ondaatje gehört zu den bekanntesten Vertretern der zeitgenössischen kanadischen Literatur. Er entwickelt in seinem Werk eine moderne Ästhetik vor dem Hintergrund einer postmodernen Sicht auf die Welt. Selbstbezüglichkeit und Grenzüberschreitung kennzeichnen seine Texte. Ondaatjes Werk umfasst sowohl Lyrik als auch Prosa, doch im Zuge der Auflösung herkömmlicher Gattungsbegriffe lassen sich die einzelnen Werke nicht immer bestimmten Gattungen zuordnen. Ondaatje hat neben seinen literarischen Texten auch Filmdrehbücher verfasst und eigene Texte für Bühnenaufführungen adaptiert. Sein Interesse für das Medium Film spiegelt sich in seiner filmischen Erzähltechnik wider sowie in den Bildern und Fotos, die er seinen Texten beigefügt hat und die den Textbegriff erweitern.
Im Aufbrechen überkommener Formen zeigt sich Ondaatjes Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition im weitesten Sinn. Die Krise der Form ist Ausdruck des Säkularisierungsprozesses in der Kunst, der mit Beginn der Moderne eingesetzt hat und den Rückzug göttlicher Gegenwart aus der Welt des Menschen reflektiert. Das Schweigen der Götter schlägt sich in einer Ästhetik des Schweigens nieder, die Ondaatjes Texte kennzeichnet. Immer wieder greift er herkömmliche Bilder und Formen auf, evoziert und parodiert deren Symbolgehalt ...