Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Großbritannien |
von Iain Galbraith
“Wenn ich mich – über ein halbes Jahrhundert hinweg – meinen literarischen Anfängen zuwende, fällt mir vor allem auf, wie ausschließlich literarisch sie waren – als ob die Literatur eine zweite Welt, eine Gegenwelt, wäre, in die man sich aus der gegebenen flüchten könne.” (“Meine Gedichte”, Norddeutscher Rundfunk, 15. 12. 1988). Tatsächlich erscheint eine “zweite Welt”, lassen sich verschiedene Fluchtarten in den frühen Gedichten des im November 1933 aus dem Deutschen Reich nach Großbritannien emigrierten, bald international geachteten Dichters, Übersetzers, Essayisten und Kritikers Michael Hamburger finden. Im Gedicht “A Brief Biography” (Eine kurze Biografie, entstanden 1951) wird zum Beispiel vom beklagenswerten Zustand eines Frosches erzählt, der, von der eigenen amphibischen Ambivalenz “gequält”, den bittersüßen Anblick jener selbstbewussteren, “schönen” Mitbewohner seines Teiches – der Schwäne – mit schmerzlicher Sehnsucht erleidet. In seiner Autobiografie geht Hamburger auf Distanz zum “romantisch-symbolistischen”, vor allem am “asketischen Mystizismus” der “Vaterfigur” T.S. Eliot geschulten Kunstverständnis seiner frühen Dichtung: “In einer anderen Sprache als der Muttersprache zu schreiben, bedeutet einen Abstand zu erfahren zu der vermeintlichen Gleichheit von Wort und Ding. Die Kluft, die dieser Abstand schafft, kann durch ...