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Nation: | Großbritannien |
von Wieland Schwanebeck
Stand: 15.02.2021
Als sich der Vorhang zur letzten Szene von Martin McDonaghs schwarzer Komödie „Der Lieutenant von Inishmore“ (2001) hebt, bietet sich den Zuschauern ein groteskes Bild: Der Raum ist laut Regieanweisung mit Blut überströmt, Gliedmaßen liegen herum, und der psychotische Killer Padraic sitzt, den kopflosen Leichnam seiner geliebten Katze streichelnd, auf den sterblichen Überresten seines jüngsten Opfers, dem er ein Grabkreuz durch den Kopf gerammt hat. Das Bühnenbild bricht gleich mehrere Tabus und fordert das Publikum zu widersprüchlichen Reaktionen heraus. Einerseits ist die hier kulminierende, auf Mord- und Folterszenen folgende Gewaltorgie schockierend, andererseits reizt sie durch ihre groteske Zuspitzung und ihren karnevalesken Exzess zum Lachen wie die grand guignol-Momente im Kino der Coen-Brüder.
Mit Schockeffekten wie diesen stieg Martin McDonagh Mitte der 1990er-Jahre binnen kurzer Zeit zum Star der zeitgenössischen britischen und irischen Theaterlandschaft auf. Dabei sind Person und Werk im Fall dieses schillernden enfant terrible kaum zu trennen, hat es McDonagh doch immer wieder verstanden, mit Kollegenschelte, autobiografischen Übertreibungen und einem in Richtung des literarischen Betriebs gereckten Mittelfinger auf sich aufmerksam zu machen und aus der häufig skandalträchtigen Rezeption seiner Stücke ...