Geburtstag: | |
Nation: | Großbritannien |
von Irmela Erkenbrecht
Als Frau über Frauen zu schreiben ist das zentrale Anliegen der im englischen Sprachraum vielgelesenen und außerordentlich erfolgreichen Schriftstellerin Margaret Drabble. Dennoch sperren sich ihre Romane, von denen bisher erst zwei, nämlich “Gold unterm Sand” (1975) und “Portrait einer Tüchtigen” (1980), in deutscher Übersetzung vorliegen, gegen eine allzu schnelle Einordnung in die Kategorie der feministischen Frauenliteratur. Die sensibel nachgezeichneten Identitätsfindungsprozesse ihrer weiblichen Romanfiguren führen nicht zur Abwendung von den von Männern dominierten familiären und gesellschaftlichen Strukturen, zur Ablehnung von Ehe oder Heterosexualität, sondern münden zumeist in beklemmende Kompromisse mit der Realität, die allenfalls graduelle Bewußtseins- und Verhaltensänderungen zulassen. Es geht Margaret Drabble ganz offensichtlich weder um den Entwurf utopischer Gegenpositionen noch um einen feministischen Appell an ihre Leserinnen, sondern darum, durch ein möglichst genaues Nachzeichnen der Realität die Muster weiblicher Erfahrung in der heutigen Gesellschaft aufzudecken und transparent zu machen.
In ihrer kritischen Arbeit über William Wordsworth bezeichnet Margaret Drabble das alltägliche Leben als einzige Realität, das wahrnehmende Selbst als eigentlichen Bezugspunkt des Schriftstellers und beschreibt damit zugleich ihre eigene literarische Position. Ihre Romane schildern keine Ausnahmeerfahrungen und stellen keine exemplarischen Wege einer ...