Geburtstag: | |
Nation: | Frankreich |
von Wolfgang Orlich Stephanie Müller
Stand: 01.10.2011
Bevor Marcel Bénabou 1983 seine erste Erzählung mit dem Titel “Der Verschlag” veröffentlichte, verfasste er im Rahmen von Oulipo vorwiegend kleinere sprachexperimentelle Arbeiten. “Un aphorisme peut en cacher un autre” (Ein Aphorismus kann einen anderen verbergen, 1981) beispielsweise stellt eine wahre ‘Textmaschine’ dar, denn um Aphorismen konstruieren zu können, benötigt man, so Bénabou, lediglich die für die Gattung typischen Strukturmuster einerseits und ein bedeutungsschweres Vokabular andererseits, um diese Strukturen zu füllen. Beides gibt der Autor seinem Leser an die Hand und ermöglicht damit eine schier grenzenlose Aphorismenproduktion.
In “Alexandre au greffoir” (Alexander mit dem Pfropfmesser, 1987) zerlegt Bénabou dann hunderte von Alexandrinern, die der Literatur des 16.–19. Jahrhunderts entnommen sind, entlang ihrer Mittelzäsur, um sie anschließend auf schönste Weise zu neuen Versen zu kombinieren. Eine ähnliche Pfropftechnik wendet er in “Locutions introuvables” (Unauffindbare Redewendungen, 1987) auf Redewendungen an. Diesen und weiteren Arbeiten verdankt Bénabou es, dass er bis heute innerhalb von Oulipo als Spezialist auf dem Gebiet der ‘langage cuit’ angesehen wird, also der ‘eingekochten Sprache’, die zu Sprichwörtern, Redensarten, Aphorismen und Zitaten geronnen ist. Gemeinsam ist diesen Arbeiten, ...