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Nation: | Italien |
von Sabine Brocher
Stand: 01.04.1983
„Mein Verhältnis zur Realität steht im Mittelpunkt aller meiner literarischen Arbeiten. Ich habe ein grundlegendes Misstrauen der Realität gegenüber, die wir sehen, der Alltagsrealität gegenüber, ganz gleichgültig, ob sie mir zusagt oder nicht.“ Der Autor Luigi Malerba übersetzt sein kritisch-zweifelndes Verhältnis zu dieser Realität in Komik und in eine spannende, dabei aber experimentelle Unterhaltungs-Prosa: zwei Fähigkeiten, die wohl zu seinem Erfolg als vielgelesener Avantgardist der italienischen Literatur beitragen.
„Hinter jedem Ding verbirgt sich fast immer etwas anderes“, so mutmaßt der Held in „Die Schlange“ (1966) im Einklang mit dem Autor Malerba, und warnend fügt er hinzu: „Achtung, (…), die Worte dienen immer dazu, etwas zu verbergen.“ Aus einer skeptischen Haltung beschrieben, erscheint die moderne Welt im 20. Jahrhundert mit ihren konkreten wie mit ihren potenziellen Gefahren in Malerbas Werk. Der einzelne Mensch lebt außerordentlich gefährdet; um der Gefahr zu begegnen, muss er nach Mitteln des Widerstands suchen. Als solche nutzt Malerba Träume, Tagträume und Gedankenspiele. Sie schaffen keine Fluchtwege in Idyllen, die den Alltag ausgrenzen, sondern bilden als Potenzial des Einzelnen seinen individuellen Ausdruck und seine schöpferische Kraft. Mit ...