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Nation: | Ungarn |
von Hildegard Grosche
Obgleich sich die Literaturwissenschaftler bis heute nicht einig sind, ob Németh als Romancier oder als Essayist auf seine Zeit einen größeren Einfluß ausgeübt hat, ist festzuhalten, daß er mit einer Novelle Eingang in die Literatur gefunden hat. “Eine Novelle war das Los, mit dem mein Name aus der Schicksalstrommel der Literatur herausgezogen wurde” – mit diesem Satz erinnert er an jenes Preisausschreiben der Zeitschrift “Nyugat” (Der Westen), in dem er 1925 mit der Novelle “Horváthné meghal” (“Frau Horvath stirbt”) den ersten Preis gewonnen hat. Mit vollkommener Meisterschaft beschreibt der in der literarischen Welt bis dahin völlig unbekannte László Németh den Tod einer alten Bäuerin, die noch auf dem Totenbett ihre drei Töchter zwingt, zu Gunsten ihres Sohnes auf ihr Erbe zu verzichten. In diesem Erstling klingt schon ein Grundmotiv seines Lebenswerks an: die Auslotung der soziologischen und psychologischen Gegebenheiten einer Gesellschaftsschicht – der archaisch-dumpfen Welt der ungarischen Großbauern, der Németh selbst entstammt.
Trotz dieses literarischen Erfolges bekennt der junge Mediziner, der eben sein Doktordiplom in der Tasche hat, mit entwaffnender Offenheit: “Ich möchte der Organisator der geistigen Kräfte Ungarns werden.” ...