Von Michi Strausfeld
Kuba, die größte Insel der Karibik, die “Perle der Antillen”, behauptet seit ihrer Entdeckung 1492 eine Sonderstellung: Mythen und Träume, Realitäten und Utopien haben hier eine Heimat gefunden, die in Literatur, Kunst und Musik künstlerisch außergewöhnlich üppig – quantitativ wie qualitativ – gestaltet wurde. Vor allem die Liste bedeutender, ja weltberühmter kubanischer Künstler des 20. Jahrhunderts ist phänomenal. Oft heißt es, dass es in keinem anderen Land Lateinamerikas (und wohl nur wenigen der Welt) so viele Kulturschaffende pro Quadratkilometer gibt wie auf der Antilleninsel: Maler, Bildhauer, Komponisten, Sänger, Dichter, Essayisten, Romanciers, Erzähler, Theaterautoren, Ethnologen und Anthropologen – eine schier unübersehbare kreative Fülle.
Schon Christopher Kolumbus schrieb in seinem “Bordbuch” (1493): “Diese Insel ist die wohl schönste, die Menschenaugen je gesehen, reich an ausgezeichneten Ankerplätzen und tiefen Flüssen.” Die Menschen werden als “so ehrlich und freigebig” beschrieben, “dass es niemand für möglich halten würde, der es nicht selbst erlebt hat. Was man auch von ihnen verlangt, nie werden sie es einem verweigern, sondern es einem herzlich gerne anbieten (…).” Das hinderte die Eroberer aber nicht daran, die rund 200 000 Eingeborenen (hauptsächlich Taínos) zu dezimieren, so dass schon 1526 die ersten ...