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Nation: | Spanien |
von Eberhard Geisler
Stand: 15.02.2021
Álvaro Mendiola, spanischer Intellektueller, Zentralfigur des Romans „Identitätszeichen“ (1966) und Goytisolos alter ego, unternimmt in den frühen 1960er Jahren in seinem Pariser Exil den Versuch, die eigene Situation zu orten. Von Franco-Spanien abgestoßen und ausgestoßen, erkennt er gleichwohl, dass seine persönliche Identität mit der Geschichte seines Landes nahezu unauflöslich verknüpft, und die tabula rasa, nach der er sich sehnt, fürs Erste unmöglich ist: „Dein Leben war nun ganz ein einsamer Kampf mit den Gespenstern der Vergangenheit, und vom Ausgang dieses Kampfes – du wusstest es – hing die Löschung der Hypothek ab, die auf deiner beklemmenden, zufälligen Zukunft lastete.“ Die Überwindung dieser Hypothek – der politischen und intellektuellen Reaktion des Franquismus, aber auch früherer Traditionen sozialer Ausgrenzung in Spanien – erscheint als das zentrale Movens dieses Werks selbst. Immer wieder hat Goytisolo aus den Blessuren seiner individuellen Biografie heraus nach dem pathogenen Charakter seiner Gesellschaft und ihrer spezifischen historischen Bedingungen gefragt und nach Gegenentwürfen gesucht, so in der Auseinandersetzung mit dem Kommunismus und der islamischen Kultur sowie in der Entwicklung neuer ästhetischer Verfahren. Auch wenn sein ...