Geburtstag: | |
Nation: | Schweden |
von Patrick Ledderose
Stand: 15.05.2021
Jonas Hassen Khemiri gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen einer multikulturellen Literatur oder sogenannten Migrationsliteratur in Schweden. Wie bei vielen anderen Autor*innen jener ‚zweiten Generation‘ von Migrant*innen, die wie Khemiri zwar in Skandinavien geboren, deren Eltern aber nach Schweden eingewandert sind, geht mit dieser Etikettierung eine stereotype und emotional aufgeladene Rezeption einher. Während ein Teil der Literaturkritik fast hämisch auf Khemiris privilegierten, akademischen Hintergrund hinweist und gerade seinen frühen autofiktionalen Texten jede Authentizität abspricht, zieht ein anderer, weit größerer Teil sie beispielhaft als individuelle literarische Zeugnisse einer persönlichen (Migrations-)Erfahrung heran. Während das erste Lager Khemiri so gewissermaßen cultural appropriation unterstellt, verabsolutiert das zweite Lager Khemiris Romane zu einem authentischen Ausdruck einer gespaltenen Identität und begreift sie als Paradebeispiel für eine neue schwedische Literatur, die die Andersartigkeit im Eigenen sichtbar macht. Die Texte selbst allerdings können bei genauerer Analyse in diesem Streit keine Versöhnung stiften, denn sie entziehen sich spielend jeder Vereinnahmung. Ihre Ironie und provokative Qualität besteht gerade darin, dass sie einen Zwischenraum besetzen und die an ihren Autor gestellten Erwartungen und auf ihn projizierten Identitäten nicht nur ...