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Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Bernd Klähn
Stand: 01.04.1988
Seit Beginn der 1950er Jahre grassiert in der amerikanischen Literaturkritik ein Bazillus, der es jedem Schriftsteller schwer macht, seiner schöpferischen Phantasie freien Lauf zu lassen. Diese Infektion des ästhetischen Urteilsvermögens nennt sich ,psychoanalytische Literaturkritik‘ und hat – den eigenen Absichten zum Trotz – auch ein positives Ergebnis nach sich gezogen: die pedantische Schärfung des Formbewusstseins innerhalb der US-amerikanischen Literatur, die jeden Versuch, eine einheitliche Schablone unbewusster Symboltätigkeit unter dem literarischen Formgerüst aufzuspüren, nur mit einem tieferliegenden Sediment rationaler Gestaltungskraft konfrontiert. Schriftsteller, die im Aufwind dieser Gegenbewegung die Gefahren einer Konstruktionsmanie heraufziehen sehen und statt dessen auf das kreative Potenzial der ungezähmten Innenwelt setzen, vertrauen in der Regel nicht nur auf die eigene Fähigkeit zur sprachlichen Verarbeitung assoziativer Impressionen. Sie bauen gleichermaßen auf ihr konstruktives Vermögen zur Integration dieser intensiven Eindrücke in einen Rahmen genrebewusster literarischer Bauformen, in deren Netzen sich die psychoanalytische Symbolfahndung verfängt und bloßstellt. Mit John Hawkes verfügen die Vereinigten Staaten über einen Schriftsteller, der dem Aufstieg der tiefenpsychologischen Reduktionslogik und ihren ästhetik-feindlichen Bestrebungen Paroli zu bieten weiß, ohne sich auf ...