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Nation: | Brasilien |
von Hans Paschen
In seinen letzten Lebensjahren war João Cabral de Melo Neto einer der Schriftsteller, die als Kandidaten des ersten Nobelpreises für portugiesischsprachige Literatur genannt wurden. Unter den brasilianischen Autoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ragt er unbestritten als einer der wichtigsten heraus. Mit seiner Poetik der konstruktiven Strenge wirkte er dem Hang der brasilianischen Tradition zu lyrischer Selbstaussprache entgegen. “Wenn ich von Angst und Sehnsucht spreche, ist das sehr vage, es kann für mich das eine bedeuten und für Sie etwas ganz anderes. Wenn ich nun aber von einem Apfel oder einer Apfelsine spreche, so sind das konkrete Dinge, Gegenstände mit gleichen Voraussetzungen für mich und Sie. Da kann unsere Verständigung beginnen.” (Gespräch mit Alice Maria, in Félix de Athayade, 1998). Das poetische Ideal João Cabrals ist daher das Sichtbarmachen des Gegenstands, aus dessen poetischer Vergegenwärtigung der Leser seine Schlüsse zu ziehen hat.
Der erste noch in Recife veröffentlichte Gedichtband “Pedra do sono” (Stein des Schlafs, 1942) zeigt den Dichter auf der Suche nach seiner eigenen Poetik. Die in diesem Band vorherrschenden Themen Zeit ...