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Nation: | Frankreich |
von Isabel Überhoff
Die literaturtheoretische und literaturkritische Rede über den französischen Roman der 1980er Jahre hat eine Vielzahl von Begrifflichkeiten hervorgebracht, die der Einbettung der entsprechenden Œuvres dienlich sind oder sein sollen. Man spricht vom nouveau nouveau roman, vom roman impassible, von der retour au récit, von néo-romanciers oder von “Minimalisten”. Als Teil des so genannten Système Minuit, der Gesamtheit der bei den Pariser Éditions de Minuit verlegten Autoren, ist auch das Werk von Jean Echenoz nicht von den Versuchen der Kategorisierung verschont geblieben. Unbefriedigend ist dieses Verfahren, weil es die Unterschiede zwischen verschiedenen Autoren verwischt und Grenzen dort zu schaffen droht, wo keine sind. Echenoz jedenfalls sagt von sich selbst, er habe durchaus “nicht den Eindruck, zu einer bestimmten Gemeinschaft zu gehören” (Interview mit Cathérine Argand, 1992).
Echenoz' erster Roman “Das Puzzle des Byron Caine” (1979) ist ein Feuerwerk der Erzählkunst, der Allusion und Illusion, ebenso verspielt wie verschachtelt, so humoresk wie melancholisch, die Zahl der auftauchenden Figuren ist nahezu balzacien. Es handelt sich um einen Roman, der sich bewusst der Möglichkeit einer kurzen Zusammenfassung entzieht bzw. deren Unmöglichkeit als wesentliches Ingrediens aufweist.