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Nation: | Frankreich |
von Walter Helmut Fritz und Julia Kabierske
“Schreiben”, hat Jean Cayrol notiert, “heißt die Leere erschaffen, worin die furchtbare Tatsache, daß das Rettende fehlt, erkennbar wird.” Die Leere erschaffen – in der Paradoxie entsteht eine Spannung, die eine der Konstanten in Cayrols Werk ist: in seinen zahlreichen, zunächst noch gelegentlich an Supervielle oder Apollinaire erinnernden Lyriksammlungen, deren erste – “Le Hollandais volant” (Der fliegende Holländer) – 1936 erschien; in seiner erzählenden Prosa, die 1947 einsetzt mit dem Roman “On vous parle” (Man spricht zu euch); schließlich in seinen Filmen, beginnend mit “Nuit et Brouillard” (Bei Nacht und Nebel) von 1956, den er zusammen mit Alain Resnais drehte.
Von Jean Cayrol stammt der Begriff der “lazarenischen Literatur”. Dahinter steht seine Erfahrung des Konzentrationslagers, von der er berichtet in seinem Buch “Lazarus unter uns” (1950). Er erläutert, wie in einer dem Scheitern ausgelieferten Welt dem Menschen manchmal “ungeahnte Abwehrkräfte” zur Verfügung standen; wie die Träume ihn am Leben hielten; wie die Welt außerhalb des Lagers den Platz der überirdischen Welt einnahm. Den, der der Hölle des Lagers entkommen ist, nennt Cayrol Lazarus. Er gleicht ...