Geburtstag: | |
Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Klaus‐Peter Walter
“Mein Ziel ist”, sagte James Ellroy in einem TV-Interview mit ARTE, “mit einem Vorschlaghammer dem Leser eins in die Fresse zu hauen. Wäre ich ein Diktator, wäre ich Hitler; wäre ich eine Symphonie, wäre ich Beethovens Neunte; wäre ich ein Religionsführer, wäre ich Gott.” Die vollmundigen Worte des mit seinen Obsessionen offen kokettierenden Autors lassen ahnen, dass er das Genre des Psychopathen-Thrillers pflegt. Popularität verdankt dieses Subgenre der Kriminalliteratur den apokalyptischen Stimmungen, die am Ende eines Jahrtausends wohl unvermeidlich aufzutreten pflegen, darüber hinaus aber auch dem paradoxen Zustand der von Werte- und Konsensverlust, Sinnkrisen und irrationalen Ausbrüchen verunsicherten westlichen Gesellschaften, die einen Mörder wie Jack the Ripper in den Rang eines theurgischen, das heißt sinnstiftenden Heros zu erheben bereit sind.
In der Geschichte der Kriminalliteratur als einer nicht immer trivialen Form des erzählenden Umgangs mit dem Verbrechen markiert der Psychopathen-Thriller das Ende einer Entwicklung, an deren Anfang im whodunnit? (Wer war's?) kunstsinnige “Denkmaschinen” stehen wie der Geigenvirtuose Sherlock Holmes oder der Gourmet Hercule Poirot, die als Anhänger des l'art pour l'art-Gedankens die elegante Deduktion um ihrer selbst willen schätzen. ...