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Nation: | Estland |
von Cornelius Hasselblatt
Stand: 01.03.2000
Jaan Kross ist weniger aufgrund anderer (nämlich technischer) Interessen in seiner Kindheit und Jugend, sondern vor allem infolge der politischen Verhältnisse in seiner Heimat relativ spät zur Literatur gekommen. Sein Debütband erschien 1958, als der Autor bereits 38 Jahre alt war. Erste schriftstellerische Versuche stammen jedoch schon aus den 1930er Jahren, und kleinere Arbeiten sind seinerzeit auch in verschiedenen Zeitschriften erschienen.
Ein Motiv für seine frühen, zum Teil noch in der Verbannung entstandenen Dichtungen war sicher der Drang, ein Gegengewicht zu der zermürbenden körperlichen Arbeit zu finden; nicht zufällig trägt seine erste Gedichtsammlung den Titel „Söerikastaja“ (Der Kohleanreicherer, 1958). Hiermit bezeichnet der Autor die Tätigkeit, die er mehrere Jahre lang ausübte, nämlich das Anreichern von Kohle in einem sowjetischen Bergwerk bzw. Zwangsarbeitslager. Die 47 Gedichte dieses Bandes sind zwar zum größten Teil nach der Entlassung aus der Gefangenschaft entstanden oder aufgezeichnet worden, jedoch stehen die persönlichen Erfahrungen der 1940er und frühen 1950er Jahre im Vordergrund. Es ist eine eher intellektuell als emotional zu nennende Dichtung, die engagiert eine Aufbruchstimmung ausdrückt und eine Läuterung, ein Reinwaschen von der ...