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Nation: | Chile |
von Hermann Herlinghaus jr.
Isabel Allendes Erfolg auf der internationalen Literaturszene kam ebenso plötzlich, wie er die Kritik zu Widerstreit, Verriß und Ratlosigkeit veranlaßte. Nachdem mehrere Buchverlage in Lateinamerika ihren Debütroman “Das Geisterhaus” (1982) abgelehnt hatten, druckten Plaza & Janés in Barcelona binnen zwei Jahren nicht weniger als dreizehn Neuauflagen, 1984 folgte die deutsche Übersetzung. Eine chilenische Erzählerin machte von sich reden, deren Romane binnen kurzem die Verkaufszahlen der namhaftesten Schriftsteller des lateinamerikanischen “Booms” erreichten bzw. übertrafen. Konnte zeitgenössische Prosa aus Lateinamerika zuvor helfen, ein traditionelles Literaturverständnis zu problematisieren, so setzte sich Isabel Allende gleich über eine ganze Reihe von Antinomien hinweg, die für das literarische Selbstverständnis insbesondere in Europa zur Norm geworden war: seriöse oder Trivialliteratur, Kunst oder Unterhaltung, Emanzipation oder Identifikation, Isolierung oder Intensivierung sinnlich-emotionaler Erfahrung. Und schließlich war da jene Chilenin, die sich als selbstbewußte Sprecherin ihres Geschlechts verstand, die den Männerkult ablehnte, zugleich aber auch, wie sie behauptet, seine “Umkehrung in einen Machismo im Rock”.
Unabhängig vom Urteil in Theorie und Kritik haben sich Leser inzwischen weltweit zu den Werken der Chilenin bekannt. In der Bundesrepublik gehörte “Das Geisterhaus” fast zwei Jahre lang ...