Von Diethelm Hofstra
Die Inselwelt Indonesiens erstreckt sich in ihrer West-Ost-Ausdehnung über eine Entfernung von ungefähr einem Achtel des Erdumfangs, in der Nord-Süd-Ausdehnung reichen die äußeren Grenzpunkte des Landes – zum Vergleich auf die Landkarte gelegt – von Skandinavien bis in die Sahara. Diese enorme geographische Ausdehnung und die insulare Zerrissenheit mit mehr als 13000 Inseln boten keinen Boden für eine einheitliche Entwicklung der Völkerschaften des Archipels. So leben heute innerhalb der Grenzen des multi-ethnischen Landes kulturell hochgradig entwickelte Volksgruppen neben Stämmen mit einer Kultur auf nahezu steinzeitlichem Niveau. Die vielen Ethnien, die häufig keinerlei Kontakt miteinander hatten, entwickelten und bewahrten zahlreiche eigene regionale Sprachen. Es gibt heute in Indonesien mehr als 250 verschiedene Regionalsprachen und Dialekte.
Erst zur Zeit der Jahrhundertwende erwachte unter den Intellektuellen der damaligen Kolonie Niederländisch-Indien allmählich ein nationales Bewußtsein, doch erst in den zwanziger Jahren wurde die Forderung nach einem souveränen Staat Indonesien deutlicher artikuliert. Die enorme Vielfalt der im Archipel gesprochenen Sprachen war eines der Haupthindernisse für das Entstehen eines nationalen Zusammengehörigkeitsgefühls – eine einheitliche Sprache war dafür unverzichtbar. 1928 wurde auf einem Jugendkongreß in Jakarta erstmals eine Bahasa Indonesia – eine indonesische Sprache – als ...